Carinthiacus 2024 Nominee: Julia Petschnig
Julia Petschnig engagiert sich mit dem Together-Verein leidenschaftlich für Ressourcenschonung und soziale Gerechtigkeit in Kärnten. Ihre Initiative sammelt und verteilt Alltagsgüter, um Abfall zu reduzieren und ein ökosoziales Bewusstsein zu fördern. Hier spricht sie über ihren Antrieb, die Herausforderungen ihrer Arbeit und die Bedeutung der Nominierung zum Carinthiacus.
Julia Petschnig
Julia Petschnig, Obfrau “Together – Verein zur Förderung ökosozialen Bewusstseins”
Kategorie: National
Was war Ihr Schlüsselmoment, der Sie dazu bewegt hat, den Together-Verein zu gründen und sich für Ressourcenschonung einzusetzen?
Schon in meiner Kindheit habe ich mich gefragt, warum es mir durch die gute Situation meiner Familie besser geht als vielen anderen. Diese Frage hat mich stets beschäftigt. In meinen frühen Zwanzigern, während Reisen nach Indien und Brasilien, habe ich hautnah erlebt, wie Menschen trotz großer Armut dankbar und glücklich sein können. Diese Erfahrungen haben mir noch deutlicher vor Augen geführt, dass wir im Westen mit einem systemischen Problem konfrontiert sind. Es wurde mir ein Anliegen, Aktivitäten zu fördern, die einen positiven Einfluss auf das Miteinander und das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Konsum haben. Mein Ziel war es, einen Ausgleich zu schaffen zwischen Überfluss und Mangel und einen Beitrag zu leisten, der zu mehr Ressourcenschonung und sozialer Gerechtigkeit führt.
Wie reagieren Menschen auf die Möglichkeit, Alltagsgüter bei den Together Points zu finden und weiterzugeben?
Die Reaktionen sind durchweg sehr positiv. Viele Menschen sind dankbar, dass sie ihre nicht mehr benötigten Gegenstände abgeben können, anstatt sie wegzuwerfen. Gleichzeitig stellen wir fest, dass immer mehr Menschen gezielt bei uns einkaufen, um ressourcenschonend und im Sinne der Nachhaltigkeit zu handeln. Nachhaltigkeit wird den Menschen zunehmend bewusster, und es kommt häufig zu „Aha-Momenten“. Besonders erfreut sind auch viele Unternehmen oder Betriebe darüber, dass es Einrichtungen wie unsere gibt, die Gegenstände oder Lebensmittel abholen und annehmen. Oft hören wir, dass es ihnen sehr schwer fällt, Dinge einfach wegzuwerfen, und sie froh sind, eine sinnvolle Alternative zu haben.
Was bedeutete es für Sie persönlich, für den Carinthiacus nominiert zu sein, und wie konnte dies die Arbeit des Vereins beeinflussen?
Es ist für uns eine große Freude, zu sehen, dass unsere Arbeit sowohl von der Jury als auch von der Öffentlichkeit geschätzt wird und wir für solche Auszeichnungen nominiert werden. Besonders wichtig ist für uns die damit einhergehende öffentliche Sichtbarkeit, die über den Kreis von Sozialeinrichtungen hinausreicht. Der Carinthiacus spricht auch ein anderes Publikum an, wodurch wir neue Menschen auf unsere Anliegen aufmerksam machen können. Solche Nominierungen und Preise sind für uns eine wertvolle Anerkennung und gleichzeitig eine Motivation, unsere Arbeit mit noch mehr Engagement fortzusetzen.
Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Leben aus, gibt es eine Trennung von beruflich und privat überhaupt?
Seit ich mit Together begonnen habe, begleitet mich diese Aufgabe von morgens bis abends. Es ist mehr als ein Beruf – es ist meine Lebensaufgabe, die ich in nahezu alle meine Aktivitäten integriere. Selbst wenn ich privat unterwegs bin, sehe ich bei Buffets oder Veranstaltungen oft Potenziale für Kooperationen oder Partnerschaften. Eine klare Trennung zwischen beruflich und privat gibt es bei mir kaum, was manchmal eine Herausforderung ist, besonders wenn es darum geht, Kinder und Familie in den Alltag einzubinden. Gleichzeitig wachsen meine Kinder mit diesem Engagement auf und leben es förmlich mit – es liegt ihnen bereits im Blut. Ich bin generell der Meinung, dass mehr Menschen etwas finden sollten, das ihnen wirklich am Herzen liegt. Wenn die Arbeit eine echte Herzensangelegenheit ist, verschwimmen die Grenzen und man bringt eine ganz andere Leidenschaft und Energie ein.