KELAG: voller Energie Richtung Zukunft
Das Race-to-Zero ist eine globale Initiative zur Erreichung der weltweiten Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Die Verwirklichung dieses ambitionierten Ziels erfordert ein entschlossenes Vorgehen und eine koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die Kelag als ganzheitlicher Energiedienstleister in Kärnten.
Der Weg zur Klimaneutralität
Österreich bekennt sich zu seinem Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden. Bereits bis 2030 sollen die Treibhausgase, die nicht dem EU-Emissionshandel unterliegen, im Vergleich zu 2005 um 36% reduziert werden. Mit den Ressourcen, welche uns die Wasserkraft in Kärnten bietet, arbeitet die Kelag bereits seit Jahren auf Hochtouren, diese Ziele auch zu erreichen. Der Ausbau von erneuerbaren Energien sowie die Sicherstellung ihrer Versorgungssicherheit durch das Betreiben eines modernen und zukunftsfähigen Energienetzes gehören zu den zentralen Aufgabengebiete des Kärntner Energieanbieters.
Wir fragen Kelag-Vorstand Danny Güthlein, welche Pläne die Kelag in punkto Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und beim Ausbau der Netzinfrastruktur bereithält, wie ein zukunftsfähiges Stromnetz aussieht und welchen Weg die Kelag bei den international steigenden Strom- und Heizkosten verfolgt:
Die Kelag setzt den Fokus bei der Energiegewinnung schon seit vielen Jahren auf den Ausbau alternativer, erneuerbarer und nachhaltiger Technologien. Welche Vorteile bieten die Vorzüge Kärntens konkret im Vergleich zu anderen?
Güthlein: Im Bereich der erneuerbaren Energien weist das Bundesland Kärnten aufgrund seiner Lage und der geografischen Gegebenheiten hohe Potenziale auf und ist Vorreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Vor allem bei der Wasserkraft haben wir bereits einen hohen Ausbaugrad, der Anteil der Wasserkraft an der erneuerbaren Stromerzeugung liegt bei 83 Prozent im Jahr 2019. Wenn die Energiewende gelingen soll, müssen wir aber auch andere erneuerbare Energiequellen wie Windkraft und Sonnenenergie verstärkt nutzen. Was das Windpotenzial betrifft, sind wir österreichweit nach dem Burgenland, Niederösterreich und der Steiermark auf dem vierten Platz. Bei der Photovoltaik existiert auf den Kärntner Dächern ein realisierbares Potenzial von rund 0,4 Terawattstunden pro Jahr bis 2030. Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, ist aber ein Ausbau von Photovoltaik in Kärnten von 1,1 Terawattstunden beziehungsweise 1,84 Terawattstunden nach Bevölkerungs- und Flächenanteil notwendig. Der Ausbau von Photovoltaik auf Freiflächen ist daher Bestandteil der Ausbaustrategie der Kelag.
Das Hauptziel der Energiewende ist, die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu beseitigen, die durch die Nutzung umweltschädlicher Energieformen wie fossile Brennstoffe hervorgerufen werden. Das erzeugt automatisch eine Fokussierung auf erneuerbare Energieformen. Wie bereitet sich die Kelag mittel- und langfristig auf den immer höher werdenden Strombedarf, u. a. ausgelöst durch die Elektromobilität, vor?
Güthlein: Die Energiewende in Kärnten ist keine reine Stromwende, sondern vor allem eine Wärme- und Mobilitätswende. Im Segment Verkehr stammen aktuell noch rund 90 Prozent der Energie aus fossilen Quellen, bei der Wärme sind es rund 30 Prozent – an diesen Punkten müssen wir bei der Dekarbonisierung ansetzen. Die E-Mobilität ist deshalb schon seit vielen Jahren fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Um den steigenden Energiebedarf bei gleichzeitig steigender Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu decken, treten wir für einen ausgewogenen Ausbau der erneuerbaren Erzeugung ein. In den nächsten zehn Jahren investieren wir rund zwei Milliarden Euro in erneuerbare Energien und die nötige Netzinfrastruktur, um eine sichere Energieversorgung in Kärnten – auch für E-Mobilität – sicherzustellen.
Auch die Kärntner Unternehmer beschäftigen sich intensiv mit der Einsparung von Energie. Einerseits schafft die Energiewende als Wirtschaftsmotor neue Perspektiven, erhöht die Lebensqualität und schafft neue Arbeitsplätze. Andererseits ist es ein besonderer Kraftakt für Unternehmen und Konsumenten. In welcher Form ist die Kelag Partner der Kärntner Wirtschaftstreibenden?
Güthlein: Lokale, grüne Energie ist ein entscheidender Faktor für den Wirtschaftsstandort Kärnten und entsprechende Betriebsansiedlungen. Eine klimaneutrale Industrie mit niedrigen CO2-Kosten und Unabhängigkeit der Energieversorgung sind hier nur zwei Gründe, die für erneuerbare Energien sprechen. Neben dem klassischen Stromvertrag bieten wir Unternehmen deshalb Lösungen wie PV-Contracting und Power Purchase Agreements (PPA) an, damit sie ihren Strom langfristig aus den erneuerbaren heimischen Energiequellen beziehen können.
Danny Güthlein
“Erneuerbare Energien halten Wertschöpfung im Land und schaffen Arbeitsplätze: Der Ausbau von 3,8 Terawattstunden erneuerbarer Energien bis 2030 kann rund 850 Millionen Euro Wertschöpfung und rund 1.400 Arbeitsplätze pro Jahr in Kärnten schaffen.”
Die Kelag ist einer der größten Ausbildungsbetriebe in Kärnten mit einem eigenen Ausbildungszentrum. Welche Perspektiven haben junge Menschen beim größten Energieanbieter Kärntens?
Güthlein: Die qualitativ hochwertige und zukunftsfähige Ausbildung der Fachkräfte von morgen wird in Zeiten des Fachkräftemangels immer wichtiger. In den technischen Lehrberufen stellen wir deshalb im Lehrjahr 2022/2023 um 20 Prozent mehr Lehrlinge ein als im vergangenen Jahr. Insgesamt bilden wir aktuell 115 junge Menschen zu Elektrotechnikern, Metallbautechnikern, Köchen oder Bürokaufleuten aus. Aktuell merken wir wie viele andere Unternehmen, dass es schwerer wird, junge Menschen für die Lehre zu begeistern. Diesem Trend begegnen wir mit einem umfassenden Ausbildungsangebot in unserer Lehrlingsschule in St. Veit an der Glan, guten Jobaussichten nach der Ausbildung und Angeboten wie der Lehre mit Matura oder der Lehre nach der Matura, die vor allem ältere Lehrlinge ansprechen soll.
Bleiben wir im internationalen Raum. Das Standortmarketing Kärnten kommuniziert die Vorzüge des Wirtschafts-, Bildungs- und Forschungslandes Kärnten aktuell in den Zielmärkten Norditalien, Slowenien und Süddeutschland. Gibt es Kooperationen bzw. Synergien zwischen der Kelag und unseren Nachbarstaaten, welche für bilaterale, vor allem wirtschaftliche Vorteile sorgen?
Güthlein: Neben unseren unternehmerischen Aktivitäten im Ausland stehen wir mit Energieversorgungsunternehmen und Netzbetreibern in vielen Ländern im Austausch. Aktuell beteiligt sich beispielsweise unser Tochter-unternehmen Kärnten Netz am Projekt GreenSwitch, das gemeinsam mit Unternehmen aus Slowenien und Kroatien ins Leben gerufen wurde. Die Zielsetzung des Projekts ist es, dass die Nutzung der bestehenden Strominfrastrukturen optimiert und die Integration neuer Technologien sowie fortschrittlicher Funktionalitäten in die Übertragungs- und Verteilernetze ermöglicht werden soll.
Die Verfügbarkeit und Kosten für Energie werden immer mehr zum Standortfaktor und entscheidend für eine Betriebsansiedelung. Wie ist Kärnten hier aus Ihrer Sicht aufgestellt?
Güthlein: Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die sichere und zuverlässige Versorgung mit Energie und die effiziente Nutzung von Energie, beispielsweise durch Wärmepumpen, Fernwärme und E-Mobilität. Gleichzeitig investieren wir in die Steigerung der Effizienz unserer bestehenden Kraftwerksanlagen. Die Potenziale für die Erzeugung von erneuerbarer Energie sind in Kärnten vorhanden. Um Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse – aber auch die Windkraft – in ausreichendem Maß zu nutzen, braucht es aber einen gesellschaftlichen Konsens zur Energiewende. Nur so können wir alle gemeinsam einen Beitrag zu einem nachhaltigen Energiesystem leisten und von importierten fossilen Energieträgern wie Erdöl und Erdgas unabhängig werden.
Danny Güthlein
Der aus Deutschland stammende Danny Güthlein ist seit 2008 bei der KELAG tätig. Im April 2020 wurde er Vorstandsmitglied und ist seitdem für die Bereiche Betriebswirtschaft, Finanzen und Vertrieb verantwortlich. Davor war der 45-Jährige Top-Manager bei KPMG in der Wirtschaftsprüfung und in mehreren deutschen Energieversorgungsunternehmen für das Beteiligungsmanagement, im Controlling und für die Planung zuständig.