Nachhaltig erfolgreich wirtschaften
Ob Energiegewinnung, - verbrauch oder nachhaltige Produktion, der „Green Deal“ ist in aller Munde. In Kärnten arbeiten viele Unternehmen bereits erfolgreich an der grünen Transformation.
Die Nutzung erneuerbarer Energien ist für viele Unternehmen in Kärnten bereits eine Selbstverständlichkeit. Im Rahmen des „Green Deals“ werden aber auch Themen wie Ökobilanz, CO2-Neutralität, Nachhaltigkeitsberichte, Recyclinganteile in der Produktion zu Herausforderungen, denen sich Unternehmer*innen stellen müssen. Unterstützung während des gesamten Transformationsprozesses erhalten sie dabei von den Expert*innen des Energieforums Kärnten. Unter der Leitung von Obmann Berndt Triebel ist der Verein seit mehr als 10 Jahren als Plattform für Nachhaltigkeit aktiv und steht alteingesessenen wie neu angesiedelten Firmen zur Seite.
Von der Arbeit des Energieforums Kärnten, besonderen Highlight-Projekten, Herausforderungen und Trends im Bereich erneuerbarer Energien und seinem großen Nachhaltigkeitsziel erzählt Berndt Triebel im Interview.
Carinthia.com: Herr Triebel, das Energieforum Kärnten ist seit über 10 Jahren in Sachen Nachhaltigkeit aktiv. Was genau beinhaltet die Arbeit Ihres Vereins?
Triebel: Unser Hauptanliegen ist es, Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise in der Gesellschaft zu schaffen, um möglichst schonend mit den Ressourcen umzugehen, die unsere Natur uns bietet. Seit einigen Jahren liegt der Schwerpunt unserer Arbeit im B2B-Bereich. Wir begleiten mehr als 400 Betriebe auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, auditieren sie und zeichnen sie ggf. mit Gütesiegeln aus.
Carinthia.com: Bei diesem Prozess entstehen sicherlich viele Fragen …
Triebel: Oh ja! Dafür unterstützen wir die Betriebe mit Expert*innen, die die Unternehmen auf dem gesamten Weg begleiten, und vernetzen die Betriebe miteinander. Der Wissenstransfer innerhalb eines Netzwerks kann schon viele Problemstellungen lösen. Vor allem beim anstehenden „Green Deal“ ist dieses Knowhow essenziell. Schließlich beinhaltet das derzeitige Regelwerk des Green Deal über 60 Normen, die erfüllt werden müssen. Das muss man ganzheitlich und vor allem auch rechtzeitig angehen, genau dabei unterstützen wir unsere Mitglieder.
Carinthia.com: Mit welchen konkreten Anliegen und Fragen treten die Unternehmen an den Verein heran?
Triebel: Es gibt drei Hauptbereiche. Zum einen die ökonomisch, strategischen Fragen: Wie gehe ich das Thema Nachhaltigkeit strukturell an? Dabei ist ein großer Teil Berichtswesen nötig. Ab 2024 werden Unternehmen schon ab 250 Mitarbeiter*innen berichtspflichtig, und die Kennzahlen dafür müssen natürlich rechtzeitig erhoben werden. Viele Anliegen drehen sich im zweiten Bereich auch um eine nachhaltige Produktion und das Stichwort Ökobilanz. Das betrifft wiederum viele kleinere Betriebe. Die großen Firmen können ihre Ökobilanzen nur angeben, wenn sie die Daten ihrer Lieferanten dazu haben. Daher müssen alle Unternehmen entlang der Lieferkette ihren ökologischen Fußabdruck benennen können. Der dritte Bereich dreht sich vor allem um das Thema Energie: Wie können wir den Energieverbrauch senken? Welche erneuerbaren Energien sind für mein Unternehmen sinnvoll nutzbar? Auch Gebäudesanierung ist ein Thema, das uns in Zukunft stark beschäftigen wird. Für all diese Fragestellungen liefern wir Best Practice Beispiele, vernetzen die Firmen und vermitteln Expert*innen.
Carinthia.com: Gibt es aus den letzten 10 Jahren ein Projekt, auf das Sie besonders stolz sind?
Triebel: Ein Highlight für uns ist das Projekt „Einsparungsgarantie“. Dabei untersuchen die von uns vermittelten Expert*innen die Unternehmen auf Optimierungsmöglichkeiten im Energiebereich und zeigen konkrete Einsparpotenziale auf. Auf diese Empfehlung geben sie sogar eine Einsparungsgarantie, für die sie auch haften.
Eine andere tolle Erfolgsgeschichte ist die Conversio Energie GmbH. Im Netzwerk der Conversio Gruppe wird Nachhaltigkeit ganzheitlich gelebt: Alle Beteiligten denken in gleichen Philosophien, beispielsweise im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit, der Verwendung gesunder Materialien und der Wirtschaftlichkeit für den Kunden.
Carinthia.com: Kärnten setzt bei der Energiegewinnung schon seit vielen Jahren den Fokus auf den Ausbau alternativer, erneuerbarer und nachhaltiger Technologien. Welchen Vorteil bietet der Standort konkret für Unternehmen in diesem Bereich?
Triebel: Kärnten ist an für sich ein sehr sonniges Bundesland, was die Bedingungen für Energiegewinnung durch Photovoltaik natürlich begünstigt. Was aber noch ausschlaggebender ist als das gute Wetter, sind die vielen innovativen und erfolgreichen Unternehmen, die hier auf dem Gebiet der erneuerbaren und nachhaltigen Technologien tätig sind. Das hervorragend funktionierende Netzwerk, der dadurch optimale Wissenstransfer und das Potenzial an Kooperationspartnern, sind ideale Bedingungen für Unternehmen, die sich in Kärnten ansiedeln möchten.
Carinthia.com: Können Sie Trends beobachten, welche erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren am meisten genutzt werden?
Triebel: Wir sehen eine starke Entwicklung bei der Nutzung von Wärmepumpen sowie Luftwärmepumpen. Zukunftsthema Nummer 1 ist und bleibt aber die Energiegewinnung mit Wasserstoff. Vor allem im „grünen“ Wasserstoff, der mit Energie aus regenerativen Quellen gewonnen wird, steckt großes Potenzial!
Carinthia.com: Viele Kärntner Unternehmen arbeiten mit Partnern aus dem benachbarten Ausland zusammen. Hat das Energieforum Kärnten auch Betriebe aus den Nachbarländern unterstützt, die sich hier ansiedeln wollen bzw. bereits angesiedelt haben?
Triebel: Wir arbeiteten bereits mit einigen Betrieben erfolgreich zusammen, die auch in Deutschland tätig sind, wie zum Beispiel „Keim Farben“, die „Xella“ oder „Mann + Hummel“. In Italien läuft ein Digitalisierungsprojekt in Kooperation mit der Uni Klagenfurt und in Slowenien sind Projekte im Bereich der Kreislaufwirtschaft in der Baubranche, aber auch auf dem Gebiet Gastro & Hotellerie in Bezug auf regionale Wertschöpfung, kurze Wege etc. geplant.
Carinthia.com: Gibt es einen zentralen Vorteil, von dem Unternehmen aus dem Ausland bei einer Ansiedelung in Kärnten besonders profitieren?
Triebel: Ganz klar das innovative und produktive Netzwerk, auf das wir in Kärnten sehr stolz sind!
Carinthia.com: Diese Gemeinschaft, die am Wirtschafts- und Technologiestandort Kärnten entstanden ist, ist das etwas, was Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders gefällt?
Triebel: Ja, unbedingt! Die Begegnung mit den Menschen, den Unternehmern und Unternehmerinnen ist das, was meine Arbeit ausmacht. Es ist ein tolles Gefühl, wenn nach einem intensiven Gespräch ein Vertrauensverhältnis entsteht, und die Betriebe den Vorsatz, nachhaltiger zu agieren, wirklich angehen.
Carintha.com: Wenn wir einen Blick in die Zukunft des Energieforums Kärnten wagen: Was möchten Sie kurz- oder mittelfristig noch angehen?
Triebel: Eine Herzensangelegenheit von mir ist es, das, was wir in Kärnten in den letzten Jahren aufgebaut und erarbeitet haben, auch landesweit anzubieten. Vom Wissenstransfer rund um den Green Deal und dem dazugehörigen Netzwerk können Unternehmen in ganz Österreich profitieren – und vielleicht sogar darüber hinaus.
Carinthia.com: Zum Abschluss unseres Gesprächs noch eine Frage zu Ihrer persönlichen Energiebilanz. Wie laden Sie bei all den herausfordernden Projekten Ihren Akku nach Feierabend wieder auf?
Triebel: Mit ganz viel Zeit mit meiner Familie, vielen Aktivitäten mit meinen drei Kindern und Sport in der schönen Kärntner Landschaft. Es ist schon unglaublich, wo wir hier leben und arbeiten dürfen!
Bernd Triebel, Energieforum Kärnten
„Das hervorragend funktionierende Netzwerk, der dadurch optimale Wissenstransfer und das Potenzial an Kooperationspartnern, sind ideale Bedingungen für Unternehmen, die sich in Kärnten ansiedeln möchten.“
Mit viel Knowhow und Leidenschaft stellen sich das Land Kärnten und seine Unternehmen den Herausforderungen der Grünen Transformation. Wie der Ausbau erneuerbarer Energien jetzt und in Zukunft konsequent umgesetzt wird, zeigen zwei Erfolgsgeschichten aus der Region.