Herr Lamprecht, der Lakeside Park feierte vor nicht allzu langer Zeit seinen 15. Geburtstag. Herr Velmeden, cms electronics steht seit ähnlich langer Zeit für Elektronikfertigung von der Idee bis zur Lösung. Wenn Sie beide an die Anfänge zurückdenken, wie hat sich das Netzwerk Wissenschaft – Wirtschaft in diesen Jahren entwickelt?
Lamprecht: Das Erfolgsmodell des Lakeside Parks strahlt heute weit über die Landesgrenzen hinaus. Gerade in der letzten Zeit ist es sehr sichtbar geworden: Mit der größten Drohnenhalle Europas, dem Robotics-Forschungslabor und dem 5G Playground, sowie dem Educational Lab, das junge Menschen für MINT-Fächer begeistert, und dem digitalen Kindergarten. Die ursprünglich geplante Endausbaustufe von 10 Gebäuden des Lakeside Parks wurde 2010 fünf Jahre früher als geplant errichtet. Und gerade stehen wir mitten in der Errichtung der sechsten Baustufe, die Erfolgsgeschichte setzt sich also fort.
Velmeden: Ja, die Entwicklung sehe ich auch sehr positiv. Auch wenn der Tourismus an vielen Orten noch vorherrschend ist, hat Kärnten sich einen Namen als Technologieland gemacht. Produktionsschwerpunkte sind die Elektro- und Elektronikindustrie und die Metalltechnische Industrie. Auch die Holzindustrie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Kärntner Wirtschaftsleistung. In der Industrie haben wir heute über 400 Betriebe und mehr als 26.000 Beschäftigte.
Stichwort Technologieland – dafür braucht es viele Fachkräfte. Wie ist Kärnten da aufgestellt?
Velmeden: Facharbeiter und Spezialisten findet man immer. Die vielen namhaften Industriebetriebe als Arbeitgeber haben Kärnten attraktiv gemacht. Diese Industriebetriebe fördern auch die Ansiedelung von Forschungs- und Entwicklungsunternehmen, dadurch gibt es durchaus auch Wissensführerschaft in Kärnten. Auch das Ausbildungsniveau ist sehr hoch. Die Klagenfurter Universität genießt einen hervorragenden Ruf. Unsere Fachhochschulen sind sehr gefragt, da sie die Möglichkeit von Ausbildung und Berufstätigkeit verbinden. Diese Synergien nutzen auch die Unternehmen gerne.
Lamprecht: Menschen zieht es dorthin, wo Neues entsteht und etwas los ist. Die Unternehmen, Forschungseinrichtungen und das Educational Lab im Lakeside Park zeugen davon. Wir müssen auch als Science & Technology Park ständig innovativ bleiben, um das Interesse von Menschen zu wecken, die nach spannenden Perspektiven suchen. Am schönsten sieht man das bei den Kindern, mit welcher Begeisterung zum Beispiel im digitalen Kindergarten „gearbeitet“ wird, oder in den Modulen des Educational Lab. Das sind die Forscherinnen und Unternehmensgründer von morgen, die heute schon bei uns sind.
Das klingt nach einem guten Umfeld für wirtschaftsnahe Forschung und Entwicklung. Wie zeigt sich das Zusammenspiel konkret in Projekten oder bei den Unternehmen?
Lamprecht: Dazu kann ich gern ein Beispiel aus dem Lakeside Park geben. Vor kurzer Zeit entstand aus einer Diplomarbeit über digitale Simulation von industriellen Produktionsanlagen an der Universität im Netzwerk des Parks, mit den richtigen Partnern, ein erfolgreiches Startup. Das Unternehmen beschäftigt heute über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Außerdem hat es auch seinen strategischen Industrie-Partner von den Vorzügen des Parks überzeugt – mittlerweile hat dieser eine eigene Abteilung für digitale Entwicklung der eigenen Produktion im Park eingerichtet.
Velmeden: Bei uns zeigen sich Berührungspunkte mit der Wissenschaft an verschiedenen Stellen. Zum einen in Projekten der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), bei denen wir mit der TU Wien und dem damaligen CTR, heute Silicon Alps Labs, zusammengearbeitet haben. Zum anderen durch unsere Partner, insbesondere im Automatisierungsbereich, mit denen wir bei Kundenprojekten neueste Technologien der Robotik, Sensorik und Bilderkennung einsetzen. Zusätzlich haben wir uns direkt engagiert und waren Fördermitglied der Stiftungsprofessur „Industrie 4.0: Adaptive und Vernetzte Produktionssysteme“ an der Universität Klagenfurt.
Lamprecht: Ich denke, dieses Zusammenspiel ist enorm wichtig. Denn unsere Zukunft wird vor allem davon abhängen, wie Forschung und Innovation sowie Digitalisierung in Wirtschaft und Industrie und vor allem der Dialog innerhalb von Organisationen funktioniert. Genau darin sehe ich unsere Aufgabe. Bildung gehört für uns ebenfalls dazu, gerade die MINT Fächer werden in unserem Educational Lab gestärkt.
Zu guter Letzt: Verraten Sie uns, was Sie persönlich an Kärnten besonders mögen?
Velmeden: Sehr gern. Land und Leute, die kulturelle Vielfalt mit der Nähe zu Slowenien und Italien, die Nähe zum Meer. Aber auch die vielen Seen, wo man im Sommer baden kann, und die Berge, im Sommer zum Wandern und im Winter zum Schifahren. Wir arbeiten und leben dort, wo andere Urlaub machen.
Lamprecht: Da kann ich Herrn Velmeden nur zustimmen. Kärnten steht für mich für Innovation, Internationalität und Lebensqualität. Für mich als ursprünglichen Kärntner ist es auch großartig, meinen Lebensmittelpunkt aus Wien nach 20 Jahren wieder nach Kärnten zu verlagern, die Lebensqualität hier wird gerade in der jetzigen Zeit sicher noch einige Nachahmer finden.