In Kreisläufen denken: Kärnten pusht nachhaltige Kunststoffbranche
Bis 2030 sollen in der EU alle Kunststoffverpackungen vollständig recycelbar sein und PET-Flaschen mit bis zu 30 Prozent Recyclinganteil hergestellt werden. Diese Ziele gibt die Europäische Union vor. In der österreichischen Kunststofflandschaft finden sich bereits zahlreiche Unternehmen, die diese Kreislaufwirtschaftsziele sehr ehrgeizig verfolgen.
„Bei optimaler Kreislaufführung könnten wir 80 Prozent des Rohstoffbedarfs bei Kunststoff decken“, erklärt Andreas Starzacher, Leiter Strategische Wirtschaftsentwicklung & Standort beim KWF Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds. „Strategische Kooperationen wie die Initiative des Kunststoff-Clusters mit dem Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF) und dem Land Kärnten sind dabei richtungsweisend für das Erreichen der Ziele auf nationaler und europäischer Ebene“, so Starzacher weiter.
Gemeinsam Ideen und Projekte entwickeln
Unter dem Motto „Gemeinsame Stärken ausspielen“ startete Kärnten Anfang 2021 mit Oberösterreich eine Kooperation im Bereich Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft. Die beiden Bundesländer richten ihre strategische Technologie-Roadmap im Bereich der Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft dadurch aufeinander aus. „Damit eröffnen wir den Unternehmen beider Bundesländer – und allen Unternehmen, die sich hier ansiedeln – neue Chancen im Bereich der Kooperationen und Innovationen“, sagt Starzacher.
Diese Vorteile entwickeln sich in erster Linie durch die Vernetzung, die der Cluster schafft. Das ist auch die Erfahrung von Andreas Starzacher: „Wir stellen kleineren Unternehmen neue Trends zur Verfügung, bringen große und kleine Unternehmen zusammen, betrachten die ganze Wertschöpfungskette – das sind die ganz klassischen Angebote des Clusters.“
Pilotanlage für chemisches Recycling
Dadurch entstehen immer wieder konkrete Projekte, bei der verschiedene Firmen und Forschungspartner zusammenarbeiten. „Die Technologie aus Oberösterreich, die Anlage hergestellt in der Steiermark und die Produktion in Kärnten – SynCycle ist zum Beispiel ein schönes übergreifendes Projekt, das zeigt, wie man Forschung und Technologie gemeinsam in die Umsetzung bringen kann. Und damit einen Produktionsstandort und Arbeitsplätze schafft“, berichtet Starzacher.
Ziel des Projektes SynCycle ist es, Kunststoffe unendlich oft zu recyceln. Durch ein chemisches Recyclingverfahren soll weggeworfenes Plastik wieder in die Wertschöpfungskette gelangen und damit den Wandel zur Kreislaufwirtschaft fördern. Die Kärntner KRUWE GmbH errichtet dazu mit Partnern aus Oberösterreich und der Steiermark eine Pilotanlage für chemisches Recycling an ihrem Firmenstandort in Völkermarkt. Das Investitionsvolumen beträgt 3,9 Millionen Euro. 750.000 Euro werden über den Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds gefördert. Ziel ist es auch, bereits angesiedelte Kunststoffrecyclingfirmen dabei zu unterstützen, einen höheren Grad an Recyclingquoten zu erreichen.
Fachkräfte im Blick
Das innovative Projekt unterstreicht die ehrgeizigen Ambitionen Kärntens im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Neben SynCycle sorgen Firmen wie Steinbeis Polyvert und CCL-Label Austria aus Völkermarkt sowie PreZero Polymers aus Haimburg sowie die Kärntner Branchengrößen Lindner, Hirsch Servo und Europlast dafür, dass Kärnten zu den bedeutendsten und innovativsten Kunststoff-Recyclern in Österreich gehört. Auch an die Nachwuchskräfte denkt Kärnten: An der Euregio HTL in Ferlach gibt es eine eigene Fachschule für Kunststoff- und Recyclingtechnik.
Andreas Starzacher ist von dem hohen Innovationsgrad und dem Engagement von Stakeholdern entlang der gesamten Wertschöpfungskette, Kunststoff nachhaltiger zu gestalten, immer wieder begeistert: „Es gibt Unternehmen in Kärnten, die wirklich was leisten, die wirklich Vorreiter sein wollen. Teil dieses Ganzen sein zu dürfen, macht Freude.“
Andreas Starzacher
„Kreislaufwirtschaft ist kein einfaches Thema. Man braucht Marktkenntnis, Unternehmen mit Gestaltungsfantasie, branchenübergreifendes Denken und Vorreiter – und das alles hat Kärnten.“
Wie erleben Unternehmen die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft in Kärnten? Wie gestalten Bildungseinrichtungen den Wandel aktiv mit? Carinthia.com hat mit Cardbox Packaging, einem internationalen Hersteller von Kartonverpackungen, und der Euregio HTL Ferlach mit dem neuen Ausbildungszweig für Kunststoff- und Recyclingtechnik unter anderem über nachhaltige Produktion, Wachstum und Innovation, Klimaberufe für die Zukunft und praxisorientierte Ausbildung gesprochen. Lesen Sie mehr in den Interviews!