Carinthia.com: Herr Puttinger, das Silicon Valley kennt jeder. Das Green Tech Valley in Südösterreich noch nicht. Was ist das Green Valley und was macht das Cluster so besonders?
Puttinger: Das Green Tech Valley ist einer der weltweit wichtigsten Technologie-Hotspots für Umweltschutz- und Kreislaufwirtschaft und erstreckt sich über die Steiermark und Kärnten. Vor über zehn Jahren kam ein amerikanischer Venture-Kapitalist nach Südösterreich und hat festgestellt, dass hier sehr viele Technologieführer, viele Forschungsbetriebe und enorm viele Kompetenzzentren im Bereich Green-Tech auf einem Fleck vereint sind. 260 Unternehmen und Forschungseinrichtungen arbeiten heute im Valley gemeinsam an den grünen Lösungen der Zukunft. Im Vordergrund steht die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den Unternehmen, die Neues im Bereich der Umwelttechnologie entstehen lassen.
Carinthia.com: Warum in Kärnten und wie einzigartig ist Kärnten im Bereich Green Economy?
Puttinger: Schon vor über hundert Jahren hat mit Viktor Kaplan ein Erfinder aus dem Green Tech Valley die moderne Wasserkraftturbine erfunden. Heute wird jede fünfte Kilowatt-Stunde des global erzeugten Grünstroms mit Technologien aus Südösterreich erzeugt. Diese Pionierarbeit setzt sich hier heute auch im Bereich Solarthermie, Photovoltaik oder der Recyclingwirtschaft fort. Gemessen an der Wirtschaftskraft Kärntens gibt es im Green-Tech-Bereich eine starke Konzentration, die dem Wirtschaftsstandort eine exzellente Ausgangsposition in der grünen Transformation bietet. Die Dichte an grünen Technologieführern und die starke Kooperationskultur hat wohl auch dazu beigetragen, dass in den letzten zehn Jahren die Cluster-Unternehmen, verglichen zu den Weltmärkten, rund 50% schneller gewachsen sind.
Carinthia.com: Wo unterstützt das Green Tech Cluster die Kooperationspartner?
Puttinger: Der Fokus liegt stark auf der gemeinsamen Forcierung von grünen Innovationen. Der Cluster unterstützt Unternehmen dabei Trends aufzugreifen und Ideen zu Produkten und Dienstleistungen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Wir vermitteln Kontakte zu passenden Partnern aus Industrie und Forschung. Zudem treiben wir das Wachstum grüner Startups voran. Unsere Services umfassen unter anderem Trendradare und Förderungslandkarten sowie diverse Netzwerkveranstaltungen zum informellen Austausch für CEOs, F&E und grüne Gründer.
Carinthia.com: Kärntens Wirtschaft hat eine starke Cluster-Kultur und ist schon seit Jahren im Bereich der smarten Spezialisierung unterwegs.Nun kristallisiert sich durch die grüne Transformation auch die Green Economy als wichtiges Standbein des Wirtschaftsstandort heraus. Wie können sich diese beiden Säulen gemeinsam ergänzen?
Puttinger: Diese beiden Felder harmonieren sehr gut miteinander und sie tun es in Kärnten bereits. Gerade an der Nahtstelle von digital und grün eröffnen sich große Marktchancen – auch international. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Recyclingwirtschaft in Kärnten. Hier will man immer bessere Qualität aus den Altstoffen herausholen. Das gelingt nur mit digitalen Lösungen. Das Zusammenspiel aus digital und grün ist sicherlich ein großer Vorteil, der für den Zukunftsstandort Kärnten spricht.
Carinthia.com: Wie sieht die weitere Zukunft des Green Tech Clusters aus?
Puttinger: Wir wollen weiter wachsen, neue Unternehmen für unsere Idee gewinnen und uns vor allem im Bereich der Forschungsinfrastruktur weiterentwickeln.